Montag, 31. März 2014

Szenenwechsel


Ein bißchen wie im Theater, wenn die Spannung steigt und der Vorhang fällt... 
um sich kurz darauf mit einem Szenenwechsel wie bei einer Drehbühne wieder zu heben und ein neues Szenario zu enthüllen... 

So ähnlich ist es für mich, wenn wir weiterfahren. Und es ist ein wunderbarer Genuss, diese Momente wirklich aus dem Gefühl heraus zu entscheiden. Ich erinnere mich an früher, das Reisen habe ich schon immer geliebt und Shogun und ich haben in den letzten Jahren immer nur ein winziges Zeitfenster dafür gehabt...so sind wir zum Beispiel mehrfach für 3-4 Tage mit dem Auto bis an das Mittelmeer hinunter gefahren. Für wenige Stunden Sonne und Flair des Südens. Es war immer toll, aber dieses "Rückwärtszählen" wie früher als Kind vor Weihnachten: Noch 2x schlafen, dann ist es soweit, das war immer dabei. Allerdings nicht aus Vorfreude, sondern weil es so schnell vorüber ging und wir zurück mußten.
Wir finden es jetzt so schön, an einem Platz, der uns gut gefällt, einige Zeit zu bleiben, das Umfeld kennenzulernen und die Atmosphäre in uns aufzunehmen. 
Aber es hat nun auch einige Monate gedauert, um wirklich in diese Ruhe zu kommen, aus dem Terminkalender auszusteigen und sich ganz bewußt Zeit zu nehmen.

So kann ich das Licht am Morgen mit dem am Abend vergleichen, die Welt kann dann so unterschiedlich wirken...
Ich kann den Himmel in allen Farben bestaunen, die Wellen bei Ebbe und Flut, das Verhalten der Möven im Tagesverlauf studieren, den Sternenhimmel bei zu- und abnehmendem Mond ... und so vieles mehr, das auf mich wirkt.

Ich bin zum Beispiel leidenschaftliche Muschelsucherin und nur so habe ich entdecken können, daß bei unterschiedlichen Windrichtungen-und Stärken verschiedene Muscheln angespült werden. 


 Denn auch die Stärke und Höhe der Wellen hat einen Einfluss auf die Muscheln, die sie preisgeben und anspülen, genau wie die unterschiedliche Topographie der Strände und die Strömungen. 

es begegnen mir auch lebende Exemplare :-)




Darüber habe ich „Landmensch“ noch nie so nachgedacht und habe es in den letzten Monaten für mich entdeckt.




Wir spüren beide, wenn der Zeitpunkt für einen „Umzug“ gekommen ist und jetzt war er wieder da...

Wir sind an der Küste entlang Richtung Westen gefahren und haben das entspannte Treiben des kleinen Fischerdorfes Ferragudo hinter uns gelassen.

Der grüne und naturbelassene Küstenstreifen vor Sagres hat für uns einen schönen Platz an der Praia da Ingrina freigehalten.

 Praia da Ingrina kurz vor Sonnenuntergang

Wir sind hier wieder direkt am Meer, eine ganz andere Welt als am Flussufer des Rio Arade breitet sich vor uns aus. Direkt beim Aussteigen steigt mir der verführerische Duft der dichtgewachsenen Zistrosen um uns herum in die Nase... ein intensives Erlebnis, und all die Farben...

auch Nico hat es gleich wahrgenommen ;-)

Neue Farben, klar und kräftig mit der auflebenden Kraft des Frühling. Blüten in leuchtenden Farben überall. 

tolle klare Farben


kraftvolles Grün überall



die charakteristische Farbe der Dattel



einfach ein schönes Fleckchen Erde

Wir befinden uns hier im Parque Natural Costa Vicentina. Hier gedeihen viele botanische Seltenheiten und um diese prächtige Vegetation zu schützen ist die gesamte Westküste der Algarve bis hinauf nach Odeceixe, wo das Alentejo beginnt, in einem breiten Streifen als Landschaftschutzgebiet ausgewiesen.




mein Liebling...der wilde Lavendel

Auch das Meer changiert über hell-und dunkelblau, grün und türkis. Einfach wunderschön anzusehen.

 
ein ganz besonderes Licht am Morgen unter Wolken





Nico ist immer mit dabei und am liebsten vorneweg :)


Die Wellen bersten an den Klippen




Wir haben 3-4 Windstärken und fantastische Wellen mit weißen Schaumkronen rollen hinein und locken Surfer in das Wasser.
  

Diese Fotos sind Shoguns Werk...
Windsurfen ist seine Leidenschaft und auch für die Wellenreiter kann er sich begeistern.








Am nächsten Morgen ist wieder Ruhe eingekehrt und ich geniesse den Sonnenaufgang.


Angler an der Praia da Ingrina am frühen Morgen





Unsere Nachbarbucht, die Praia do Zavial, ist ein bekannter Spot für Wellenreiter. Man kann sie über die Küstenstraße oder mit einer kleinen Wanderung über die Klippen in luftiger Höhe erreichen, und von dort hat man einen eindrucksvollen Panoramablick...


Blick auf die Bucht Praia do Zavial von oben

Einige wenige Surfer sind auf dem Wasser und wir rätseln gemeinsam, warum sie mehr Zeit sitzend auf dem Brett verbringen als wirklich eine Welle reitend...Aber sie warten, oft sehr lange, auf die für sie perfekte Welle... Und während sie warten und beobachten, ziehen viele schöne Wellenberge und Täler an ihnen vorüber :-)

 
wartende Wellenreiter


einer nimmt die Welle


Zavial ist eine Bilderbuchbucht





Wir reisen noch ein wenig weiter über die westliche Spitze Portugals an der Küste entlang gen Norden. Ein seltsames Gefühl regt sich in mir, denn nach Norden fahren fühlt sich ein bißchen wie „Rückfahrt“ an. Aber aus diesen Gedanken bringt mich die Schönheit dessen, was wir sehen, sogleich wieder hinaus.

Wir finden bei Carrapateira einen Platz hoch oben auf den Klippen mit grandioser Aussicht über die Küstenformation und die Bucht an der Praia do Amado.


welch eine Kulisse




so schön, fast schon kitschig... aber alles echt und nicht bearbeitet
 
tausende kleiner Sonnen öffnen hier am Morgen ihre Blüten




Es herrscht ein rauher Nordwind und wirklich imposant hohe Wellen laufen hinein. Wir bestaunen das Naturschauspiel, das sich uns bietet. 











 
eine herrliche Umgebung für Spaziergänge






auch Nico ist glücklich hier


der Commander im Garten Eden

 

In der Nacht stehen wir hier oben auf dem Plateau ungeschützt im Wind, aber wir finden es auch schön, die Natur um uns herum und das sanfte Schaukeln des Commanders zum Einschlafen zu spüren... 


 





Freitag, 21. März 2014

Gedanken zur Reise

Portugal, dieses kleine Land ganz im Südwesten Europas, bietet so unglaublich viel Schönes, um die Seele baumeln zu lassen, deine Akkus zu laden und neue Energien zu tanken:
den Atlantik an der Westküste mit seinen schroffen Klippen und klaren Farben, der uns bei unserer Ankunft im Land so grandios empfangen hat,

Atlantikküste bei Porto Covo

die Küstenformationen der Algarve, die so vielfältig sind und jede auf ihre Weise bezaubernd und einzigartig für den Betrachter. Manches Mal kann ich nur stehen und schauen und ob der Vollkommenheit, die ich sehe, einfach nur schweigen.

Ponta da Piedade bei Lagos


Praia da Marinha
Das Zusammenspiel und Ineinanderfliessen der natürlichen Farben zu sehen ist so eine Freude. Kein Designer könnte es schöner erdenken.
Und das Licht, Sonne, Schatten und die Wolken spielen mit dieser Schönheit und lassen sie in immer neuen Facetten erscheinen.






Praia da Falesia


bei der Praia de Benagil



Portugal hat auch Höhenzüge und ein wunderbar sanftes grünes Hinterland mit Eukalyptusbäumen, Korkeichenwäldern, 


Olivenbäumen, Steinwällen und Ruinen, 

ein Solitär, wie alt mag er sein...


Blick in das Hinterland bei Guia


an der Steilküste bei Carvoeiro

und einer vielfältigen Pflanzenwelt mit mediterranem Einfluss.





 Flusstäler, die das Land durchziehen und die tiefe Ruhe und Stille an den zahlreichen Stauseen.

Ribeira de Odeceixe

Barragem do Arade



Es finden sich hier spirituelle Plätze von großer Kraft und Ausstrahlung , 



 wo man einfach nur entspannen, meditieren und bei sich ankommen kann.







Für mich persönlich ist unsere Reise auch eine Zeit der Weiterentwicklung in meiner Arbeit als Therapeutin, die anfangs in der Physiotherapie und Massage eher manuell und 'handwerklich' begonnen und sich dann immer mehr in Richtung energetische Heilung entwickelt hat. Ich möchte meine Intuition und mein Vertrauen in den Bewusstseinsstrom der Neuen Zeit immer mehr festigen.
 
Auch meine Passion und Leidenschaft für die Welt der Pferde, die mich seit meiner frühesten Kindheit begleitet, nehme ich mit.
Meine Jahre als Berufsreiterin, die mich auch schon viel in der Welt haben herumkommen lassen, waren eine schöne und intensive Zeit und ich gebe mein Wissen und meine Erfahrung in der Ausbildung von Reiter und Pferd gerne weiter.








Die Pferde hier in Portugal werden als robuste Arbeitstiere vor den Karren eingesetzt oder auch zu touristischen Zwecken gehalten. 










Eine Luxustierhaltung, wie wir sie in Deutschland betreiben, ist hier völlig unbekannt. 
Es gibt auch kaum Zäune für die Tiere. Kuh-und Schafherden ziehen mit Hunden und Hütern über Land 

 

und Pferde werden in den Wiesen angepflockt und können sich an einem langen Seil bewegen. Eine Art der Haltung, die sicher bei uns sehr umstritten wäre.


 
Hier werden die grünen Fleckchen Erde genutzt,
und bei meinen Betrachtungen der Pferde mußte ich zugegebenermaßen sagen...
Sie sind in einem guten Futterzustand und sie sehen nicht unzufrieden aus :-)







Shogun und ich entdecken auch, dass es gar nicht immer so leicht ist, einfach nur zu SEIN.
Wir sind geprägt durch unsere Definitionen von Verantwortung und Pflichten und stehen unter dem Einfluss von Erwartungshaltungen, die nicht enttäuscht werden wollen.




Wir können auch die Frage, wie lange wir unterwegs sein wollen, heute nicht beantworten, wir lassen es auf uns zu kommen. 
Interessanterweise wird sie uns oft gestellt, und das zeigt mir, dass die Frage 'kann man vielleicht auch anders leben?' offenbar doch viele Menschen beschäftigt.
Oft haben wir schon gehört „Toll. Das würde ich auch gern machen...geht aber noch nicht.“ Oder „davon habe ich auch immer schon geträumt“.
Wir sind jetzt in der Phase des Ausprobierens, und auch wir sind nicht von heute auf morgen einfach losgefahren.
Die Freude an Veränderung und vielleicht auch an Herausforderungen des Lebens, Loslassen können und allen voran die große Faszination für den Süden sind einige der Eigenschaften, die Shogun und mich verbinden. Sie haben uns auf diese Reise geführt, als die Zeit dafür gekommen war und wir konnten dann dem Weg, den uns dieser Entschluss gezeigt hat, einfach nur folgen. 

 
Und ich glaube nur dann kündigt man Jobs und löst Wohnungen auf in völliger Sicherheit und mit einer großen Freude daran, genau das Richtige zu tun.
Das ist ein tolles Gefühl und ich empfinde es als intuitives Handeln oder als Hören auf die Seele, denn sie weiß, was richtig für dich ist.
Sie weiß es jenseits dessen, was die Ratio dir vorgibt, denn diese setzt Grenzen meist durch Unsicherheit und Angst.
Dann ist der Aufbruch kein Aufgeben von Sicherheiten, sondern ein Folgen der Spur, die dich immer tiefer in dein eigenes Leben hineinführt, wie in ein warmes Licht.

Die Fügung hat uns nach Portugal geführt und nirgends könnte es jetzt schöner sein.
Und hier schließt sich wieder ein Bogen, wenn ich versuche, Licht, Wärme und ihre Schwingungen in meinen Bildern einzufangen. 
Und wie ich meine ausgewählten Fotos in den blog einfüge, nehme ich wahr, wie sehr sie doch trotz aller Wärme, die wir kältegeplagten Deutschen hier als so wunderbar empfinden, die Jahreszeit Winter repräsentieren. Sie haben durch ihr silber-blaues Schimmern diesen besonderen Charakter, den eben der tiefe Sonnenstand um diese Jahreszeit hervorbringt. 
Shogun kann ja oft Dinge sehr treffend und einfach ausdrücken, wo ich gerne etwas ausschweifender bin :-), und er sagte nur 'wir sind keine Aussteiger, sondern Einsteiger'. Soviel Tiefe...
Ja, genauso ist das.

Beginn eines sonnigen Tages im Februar  an der Algarve, Praia da Marinha